Pressemitteilung
Jahresmitgliederversammlung des Schutzverein Deutscher Rheder V.a.G. am 05. Oktober 2023 im Hotel Empire Riverside, Hamburg
Der auf der Mitgliederversammlung vom Vorstandsvorsitzenden Dr. Kurt Klemme (Reederei Nord GmbH) vorgelegte Jahresbericht weist für das Geschäftsjahr 2022 einen Verlust in Höhe von EUR 372.443,28 aus (Überschuss 2021: EUR 38.722,61). Dieser Verlust beruht auf einem Sondereffekt, da angesichts der Zinsentwicklung Abschreibungen auf die Werte von Anleihen erfolgt sind, wodurch das Kapitalanlageergebnis in hohem Maße negativ beeinflusst worden ist. Da die Anleihen normalerweise bis zum Laufzeitende gehalten werden, wird dieser Effekt allerdings in der Regel langfristig kompensiert. Das versicherungstechnische Ergebnis fiel demgegenüber positiv aus.
Die Rücklage des Vereins hat sich entsprechend reduziert, liegt mit nunmehr ca. EUR 5,78 Millionen allerdings nach wie vor auf hohem Niveau.
Im Berichtszeitraum (2022) konnten für die Mitglieder Ansprüche in Höhe von EUR 13 Millionen (Vorjahr: EUR 17,8 Millionen) durchgesetzt bzw. abgewehrt werden.
Nach dem Bericht des Geschäftsführers Michael Wester sind zurzeit 850 Einheiten (Oktober 2022: 823 Schiffe) mit einer Gesamttonnage von ca. 16 Millionen BRZ (2022: ca. 15 Millionen BRZ) beim Schutzverein versichert. Somit ist im aktuellen Geschäftsjahr 2023 sowohl die Anzahl der Schiffe als auch die Tonnage erstmals seit längerer Zeit wieder gestiegen. Dieser Trend ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen:
Zum einen hat die in vielen Schifffahrtssegmenten erfreulich verlaufene wirtschaftliche Entwicklung der Vorjahre die finanzielle Basis vieler Mitgliedsunternehmen signifikant verbessert, so dass vermehrt in neue und auch Second-Hand-Tonnage investiert wird. Dabei wirkt es sich positiv auf den Mitgliederbestand aus, dass seit einiger Zeit wieder die Möglichkeit besteht, Schiffe bereits während der Bauphase in den Verein einzubringen.
Zum anderen hat das seit dem Jahr 2023 bestehende Angebot, Schiffs-Manager von bislang nicht im Schutzverein vertretenen Schifffahrtsgesellschaften zu versichern, zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen.
Vor diesem Hintergrund sowie angesichts der im vergangenen Jahr beschlossenen Beitragsanhebung – nachdem die Beiträge zuvor 16 Jahre lang konstant gewesen waren – wird für das laufende Geschäftsjahr mit einem erhöhten Beitragsaufkommen gerechnet.
Die Anzahl der Fälle wird 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 voraussichtlich geringer ausfallen. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass der Verein seine Mitglieder im Vorjahr in einer Vielzahl von Streitigkeiten unterstützt hat, die in Zusammenhang mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges standen. Ein vergleichbarer Sondereffekt ist im bisherigen Verlauf des Jahres 2023 nicht eingetreten, so dass erwartet wird, dass sich die Anzahl der Fälle zum Jahresende 2023 auf einem ähnlichen Niveau wie 2021 bewegen wird.
Dessen ungeachtet wird momentan für das laufende Geschäftsjahr von einem konstanten bis leicht erhöhten Kostenaufwand ausgegangen, wobei dies insbesondere auf Fälle aus den Vorjahren zurückzuführen ist. Ebenso wird mit weiter steigenden Verwaltungsaufwendungen in Zusammenhang mit bürokratischen Anforderungen gerechnet. Vor diesem Hintergrund sowie angesichts der bestehenden Unsicherheiten im Hinblick auf zukünftige Zinsentwicklungen wird für das Geschäftsjahr 2023 ein Verlust erwartet, der allerdings deutlich niedriger als im Vorjahr ausfallen dürfte.
Bei den Streitigkeiten, in denen sich Mitglieder an den Schutzverein wenden, geht es auch im laufenden Geschäftsjahr in erster Linie um Zeitcharterverträge. Neben den seit vielen Jahren bekannten Themen – wie z.B. Sanktionsfragen sowie Problemen mit der Qualität von Bunkern – spielen erwartungsgemäß außerdem die aktuellen MARPOL-Bestimmungen eine zentrale Rolle. Dabei stehen momentan Regelungen zu CII („Carbon Intensity Indicator“) sowie ETS („Emission Trading Scheme“) im Vordergrund. Die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen und die Vereinbarung entsprechender vertraglicher Regelungen stellt Schifffahrtsunternehmen vor erhebliche Herausforderungen, zumal einige Details noch nicht abschließend geregelt sind.
Die Stabilisierung der Mitgliederzahl im aktuellen Geschäftsjahr in Verbindung mit der soliden finanziellen Basis vieler Mitgliedsunternehmen bestätigt die im Vorjahr geäußerte Erwartung, dass sich der Mitgliedsbestand positiv entwickeln wird und mit einer Erhöhung der Anzahl der versicherten Schiffe gerechnet werden kann.
Angesichts der zu erwartenden Kostensteigerungen, zu denen auch die Inflationsentwicklung beiträgt, wurde in der Mitgliederversammlung eine Beitragserhöhung beschlossen. Danach liegen die Mitgliedsbeiträge des Schutzvereins für das Jahr 2024 zwischen EUR 570,00 und EUR 2.330,00 per anno und Schiff und damit nach wie vor auf attraktivem Niveau.
Wieder in den Vorstand gewählt wurden die Herren Dr. Kurt Klemme, Reederei Nord GmbH, Herm Jüngerhans, Jüngerhans Maritime Services GmbH & Co. KG, Johann Schulte, Bernhard Schulte GmbH & Co. KG, sowie Carsten Sommerhage, COLUMBIA Shipmanagement (Deutschland) GmbH.
Herr Nikolaus W. Schües wird zum Jahresende auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausscheiden. Herr Schües gehört dem Vorstand seit dem Jahr 1999 an. Er führte den Verein in der Zeit von 2002 bis 2008 als Vorstandsvorsitzender und amtiert seit 2008 als stellvertretender Vorstand. Der Schutzverein dankt Herrn Schües für sein langjähriges herausragendes Engagement. Hervorzuheben ist dabei insbesondere der Erwerb der Immobilie in der Hafencity im Jahr 2007, der maßgeblich durch den Einsatz von Herrn Schües umgesetzt werden konnte.
Zum neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wurde Herm Jüngerhans gewählt.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand das traditionelle Jahresessen des Schutzvereins statt. Im Rahmen dieses Essens ging Mr. Jason Chue, US-Generalkonsul in Hamburg, in seiner Rede auf die traditionell starken transatlantischen Bindungen zwischen den USA auf der einen und Deutschland und Europa auf der anderen Seite sowie auf die gemeinsamen Herausforderungen in den Bereichen Außen- und Klimapolitik ein.